Nun ja! die Frauen sind besser, lieben inniger als wir .… mais après tout, ich bin ein musterhafter Ehemann gewesen, von ganz exemplarischer Treue! es existirt vielleicht kein zweiter wie ich bin - das bekräftigt mir ja eben Corneliens Liebe. Sie hat sich gegrämt um die Episode mit Antoinette; doch ganz umsonst! Gott weiß es! ich war unschuldig bei der Geschichte wie ein neugebornes Kind. Sie alarmirt sich, weil sie den Unterschied nicht
kennt zwischen einer ernsthaften Passion und oberflächlichen Courmacherei. Sie war hinreißend .… die Orzelska! - O! die Weiber! .… das Geschlecht ist der Gegenstand unsers ewigen Entzückens, ewiger Qual, ewiger Bewunderung - aber die Einzelne ist immer unser Opfer, mögen wir sie nun lieben, nicht lieben, nicht mehr lieben oder zu viel lieben - so ist nun einmal die allwaltende Bestimmung. Der Mann, den die Liebe zu Grunde richtet - soll noch geboren werden. Eigentlich ist es unmöglich. Er kann betrogen werden - dann giebt es Scheidungen, Duel, sonstigen Scandal um sich zu rächen. Seine Wünsche können unerhört bleiben - ein seltner Fall! nun, man wird auch mit diesen regrets fertig. Er versinkt etwas zu tief in lockende Verführung - eine gute Heirath rehabilitirt ihn vollkommen in der Gesellschaft. Kurz,
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/110&oldid=- (Version vom 31.7.2018)