sie über das etwaige Unrecht welches sie ihr zufügen könne. Cornelie aber hatte nicht die geringste Neigung für Gotthard und dachte so gar nicht an ihn, daß sie wirklich nicht die seine bemerkte, die er weder unterdrückte noch zur Schau trug. Er ließ sich gehen, jedoch immer nur in seiner gemessenen Weise. Ich bleibe hier - so überlegte er bei sich selbst - bleibe, bis es allendlich zum Bruch kommt, was unfehlbar geschehen wird, und dann heirathe ich die arme Kleine, denn ich habe noch nie drei Monat hintereinander, so wie jezt, eine Frau geliebt. Ich weiß nicht ob ich ihr sehr gefalle - bisjezt! aber sie wird mich heirathen um aus dem Elend heraus zu kommen, und sich dann unglaublich an mich attachiren. Sie ist Protestantin, Sambach Katholik, Kinder haben sie nicht; da löst sich die Ehe leicht indem sie für nichtig erklärt wird.
Dieselben Betrachtungen machte Eustach. Er hätte sich sehr gern von Cornelien geschieden, nur um ihrer los und um frei zu sein. Hätte sie geklagt, ihm Vorwürfe gemacht, wäre sie in Zorn gerathen oder ihre Eifersucht zum Ausbruch gekommen so hätte er sich mehr in seinem Recht und daher minder erbittert gegen sie gefühlt. Aber immer schweigen, blaß und mager werden, Fürst Gotthard Huldigungen gar nicht beachten, sich einwickeln, in das
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/089&oldid=- (Version vom 31.7.2018)