Idee gewesen; aber nur um mit Königen zu wechseln - das ist allzu kindisch.“
„Das scheint mir auch; entgegnete Cornelie; aber ich kann mir doch einen Zustand so unerträglich, so auf die Spitze getrieben, so bis zum Rande überfüllt vorstellen, daß der Bruch mit ihm eine Nothwendigkeit wird, entstehe daraus was da wolle, sogar mehr Urtheil und Elend denn zuvor.“
„Sprechen Sie von Staaten oder von Individuen?“ fragte Gotthard nachlässig.
„Gleichviel! es paßt immer.“
„Wenn das Individuum auf die Reaktion eines Gewaltstreiches vorbereitet ist, so hat es mehr Chance sich zu retten, als ein Staat in welchem die losgelassenen Parteifurien nicht eher zu bändigen sind als bis sie sich ausgetobt haben und ermattet sind: also nicht vor seinem halben Ruin. Wer Revolution will muß unwandelbar und gänzlich mit der Vergangenheit abgeschlossen haben, so wie die Terroristen es vor vierzig Jahren machten. Das war eine Schreckensherrschaft; aber ich habe doch mehr Respect vor ihr als vor dieser Heuchlerherrschaft, die auf zwei Krücken: Quasi-Legitimität und Volkssouveränität sich stützt und nach allen Seiten hin Katzenbuckel macht.“
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/087&oldid=- (Version vom 31.7.2018)