Meinst Du die Thorheit zur Vernunft bringen zu können, so versuch' es ernsthaft und eindringlich, nur nicht thränenreich. Du wirst nichts ausrichten, aber Du hast denn doch Deine kleine Predigt an den Mann gebracht - was immer eine gewisse Satisfaktion gewährt, gelt? - Sonst aber rathe ich Dir: belächle die Thorheit und vermeide sie.“
„Der letzte Rath ist eines Weltweisen würdig!“ rief Cornelie fröhlich lachend.
Ihrer Schwester schrieb sie zur Antwort : „Du fühlst Dich einsam, meine arme liebe Aurora, und klagst so traurig darüber, daß es mir das Herz zerschneidet; denn was ist dagegen anzufangen? es ist ein Leid das sich in keiner bestimmten Form ausspricht, aber in jeder Form, als ein beängstigender Mangel, zum Vorschein kommt. So habe ich Dich verstanden. In Deinem Mann ist es ein Mangel an innerer Bildung, der seinen vortreflichen Eigenschaften übrigens keinen Abbruch thut; bei den Kindern entspringt er sehr natürlich aus ihrem kleinen unentwickelten fast noch ganz animalischen Leben, so daß sie mehr Deines mütterlichen Instinkts als der besonnenen Mutterliebe bedürfen; die Menschen mit denen Du umgehst, sind, vielleicht durch gebieterische Nothwendigkeit, oder durch Gewöhnung, oder durch das allgemeine
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/055&oldid=- (Version vom 31.7.2018)