er besaß immer nur mit den Sinnen, nie mit der Seele, nie im Geist; .… aber mit glühenden und graziösen Sinnen was das Weib ihm bot, mit geschickten und schlauen, was er zwischen Männern erreichte, Er hat unschöne aber sehr fein ausgearbeitete Züge, schwarzes glänzendes Haar, das die Weiße seiner Stirn hervorhob. Uebrigens war sein Gesicht blaßgelb, fatiguirt, beinah leidenden Ansehens, er selbst jedoch von eiserner Gesundheit. Blendend weiße Zähne konnten zuweilen bei seinem Lächeln förmlich erschrecken und dem Munde einen Ausdruck von Wildheit geben, während seine kleinen, dunklen, glänzenden Augen in allen Farben und Flammen wie Diamanten spielten. Im Ganzen sah er mehr elegant als vornehm, mehr geschliffen als gebildet, mehr klug als geistvoll aus. Cornelie konnte dies nicht zersetzen und beurtheilen, sie hing an ihm mit allzu inniger Liebe.
Nach dem zweiten Jahr der Ehe begann Eustachs Laune schon ab und an zu wechseln, nicht immer freundlich, zuweilen schneidend und spöttisch zu sein, ohne Ursach, nur eben aus übler Laune für die er doch keinen Grund anzugeben wußte - als den, daß er des erfrischenden Wechsels bedürftig sei. Cornelia begriff das nicht. Jedes Buch das sie las, jede Zeichnung die sie machte, jedes Gespräch, jeder
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/039&oldid=- (Version vom 31.7.2018)