Liebe Bertha, ich weiß nicht ob Sie Sich vorstellen können was für eine angenehme Sache es ist ein Buch zu schreiben; - welche anregende Gesellschaft man dadurch hat, wie viel Gedanken man in sich aufdämmern und klar werden sieht, was für überraschenden Blitze der Erkenntniß und des Verständnisses man in sich selbst und in Anderen wahrnimmt, wie man seine besten Kräfte und Fähigkeiten verbraucht ohne daß man sich dadurch ärmer fühlt. Aber dies Alles würde nur ein einseitiger Genuß sein, wenn nicht der Gedanke ihn erweiterte und über die Grenzen der Persönlichkeit hinausführte: du schreibst für verstehende Leser! Andre werden auf dem Wege fortgehen, in der Richtung weiter denken, den Faden fortspinnen, welche du angedeutet hast. - Und sehen Sie, das ist eigentlich meine Hauptfreude! mit diesem Gedanken schlägt mein Geist gleichsam eine fliegende Brücke zu andern Geistern, und ein Lichtelf läuft geschäftig und rastlos über sie hinüber und von Einem zum Andern, und bringt
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite III. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/003&oldid=- (Version vom 31.7.2018)