Kommandeur sagte, ich solle man ruhig fahren, um dich auf alle Fälle noch zu sehen aber ich kann jeden Augenblick zurückgerufen werden.“ Gleiches sagte der Seemann, und der Primaner rief: „Aber, das weißt du, Großmama, wenn es losgeht, meld’ ich mich auch gleich, die ganze Prima geht ja dann mit.“
Bald waren die Enkel dann davongelaufen, denn wenn sie heimkehrten, war es jedesmal wie ein ungeheures Wiedersehensbedürfnis, ein neues Besitzergreifen. Durch alle Räume des Schlosses ging es im Sturm, wie um festzustellen, daß alles noch sei, wie es von jeher gewesen, vor allem rasch einmal in den Stall zu den Gäulen. Die schlanken Pferde des Jagdwagens wurden eben vom Stallknecht nach der heißen Fahrt abgerieben und mit leichten Decken belegt. „Werden die auch fort müssen?“ fragte der Seemann. Und halb stolz, halb wehmütig antwortete der Kutscher: „Natürlich! Sie sind alle vorgemerkt, die Frau Gräfin hat doch nur solche Pferde.“
Die eigenen Zimmer hatten sich die Enkel nach persönlichem Geschmack eingerichtet. Rennbilder herrschten bei dem ältesten vor, zwischen Jagdbüchsen und Geweihen. Sportblätter lagen herum, und auf einem sonst wenig beschwerten Bücherregal standen etliche landwirtschaftliche Werke. Der älteste Enkel sollte ja die Güter übernehmen, und Großmama hielt darauf, daß der Inspektor schon jetzt die ganze Wirtschaft mit ihm besprach. Großmama hätte ihm schon längst alles gern abgetreten, doch bisher hatte er sich geweigert, wollte sein geliebtes Soldatenleben noch nicht missen. Und
Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)