aufs Bett; vor Eifersucht, Aerger, Erniedrigung und Scham zerbiß sie das Kissen und schluchzte laut. Dymow ließ Korosteljow im Gastzimmer zurück, kam verlegen und ratlos zu ihr ins Schlafzimmer und sagte leise:
„Weine nicht so laut, Mama… Wozu? Man muß darüber schweigen… Man darf es sich nicht anmerken lassen… Weißt du, was einmal geschehen ist, läßt sich nicht wieder gutmachen.“
Ganz ratlos, wie diese schwere Eifersucht, vor der ihr sogar die Schläfen schmerzten, niederzukämpfen, und im Glauben, daß alles sich noch gutmachen ließe, wusch sie sich, puderte das verweinte Gesicht und eilte zu der bekannten Dame. Da sie Rjabowskij bei ihr nicht antraf, rannte sie zu einer anderen, dann zu einer dritten… Anfangs schämte sie sich dessen, mit der Zeit gewöhnte sie sich aber daran, und es kam vor, daß sie an einem Abend auf der Suche nach Rjabowskij ihre sämtlichen weiblichen Bekannten aufsuchte, und alle wußten es.
Einmal sagte sie zu Rjabowskij über ihren Mann:
„Dieser Mensch erdrückt mich mit seiner Großmut!“
Diese Phrase gefiel ihr so gut, daß sie, wenn sie mit den Malern, die von ihrem Roman mit Rjabowskij wußten, zusammenkam, jedesmal mit einer energischen Handbewegung die Worte sprach:
„Dieser Mensch erdrückt mich mit seiner Großmut!“
Sonst blieb die ganze Lebensordnung die gleiche wie im vorigen Jahr. Jeden Mittwoch gab es eine Abendgesellschaft. Der Schauspieler rezitierte, die Maler zeichneten, der Cellist spielte, der Sänger sang, und regelmäßig um halb zwölf ging die Eßzimmertür auf, und Dymow sagte lächelnd:
„Meine Herren, ich bitte zum Essen.“
Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/161&oldid=- (Version vom 31.7.2018)