Aljoscha blickte Bjeljajew prüfend an und zuckte die Achseln.
„Nein, er hat nichts Besonderes gesagt.“
„Was hat er zum Beispiel gesagt.“
„Werden Sie auch nicht böse sein?“
„Was dir nicht einfällt! Hat er denn auf mich geschimpft?“
„Geschimpft hat er nicht, aber… wissen Sie, er ist Ihnen böse. Er sagt, daß die Mama durch Sie unglücklich geworden ist und daß Sie Mama zugrunde gerichtet haben. Er ist doch so merkwürdig! Ich erkläre ihm, daß Sie gut sind und die Mama niemals anschreien, und er schüttelt nur den Kopf.“
„Hat er das gesagt: daß ich sie zugrunde gerichtet habe?“
„Ja. Seien Sie nur nicht böse, Nikolai Iljitsch!“
Bjeljajew erhob sich vom Sofa, stand eine Weile da und fing dann an, auf- und abzugehen.
„Es ist sonderbar und… lächerlich!“ brummte er, die Achseln zuckend und höhnisch lächelnd. „Er ist an allem schuld, und ich habe sie zugrunde gerichtet. Wie? Dieses Unschuldslamm! Hat er das wörtlich so gesagt, daß ich die Mama zugrunde gerichtet habe?“
„Ja, aber… Sie haben eben gesagt, daß Sie nicht böse sein werden.“
„Ich bin gar nicht böse und… es ist auch nicht deine Sache! Ich bin der Hereingefallene, und da soll ich auch noch der Schuldige sein!“
Draußen ging die Klingel. Der Junge rannte hinaus. Nach einer Weile trat ins Zimmer eine Dame mit einem kleinen Mädchen: es war Olga Iwanowna, Aljoschas Mutter. Ihr folgte hüpfend, mit den Armen schlenkernd und laut trällernd Aljoscha. Bjeljajew nickte ihr zu und fuhr fort, auf- und abzugehen.
Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. München: Musarion, 1920, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/026&oldid=- (Version vom 31.7.2018)