„Ja, ich komm schon mit… aber nicht gleich. Ich will noch ein wenig zu Hause bleiben.“
„In diesem Falle fahre ich allein!“ sagte Tschetschewizyn entschieden. „Werde auch ohne dich auskommen. Und du wolltest noch Tiger jagen und kämpfen! Gib mir meine Zündblättchen zurück!“
Wolodja weinte so laut, daß seine Schwestern sich nicht länger beherrschen konnten und gleichfalls in Tränen ausbrachen. Dann wurde alles still.
„Du kommst also nicht mit?“ fragte Tschetschewizyn wieder.
„Ich… ich komme mit.“
„Dann zieh dich an!“
Um Wolodja endgültig zu überreden, lobte Tschetschewizyn Amerika, brüllte wie ein Tiger, mimte ein Dampfschiff, fluchte und versprach Wolodja das ganze Elfenbein und alle Tiger- und Löwenfelle.
Dieser schmächtige Junge mit dem dunklen Gesicht, mit den struppigen Haaren und Sommersprossen erschien den Mädchen als ein ungewöhnlicher, hervorragender Mensch. Er war ein Held, ein entschlossener, furchtloser Mann und verstand so zu brüllen, daß man, hinter der Tür stehend, wirklich glauben konnte, es sei ein Löwe oder ein Tiger.
Als die Mädchen wieder in ihrem Zimmer waren und sich ankleideten, sagte Katja mit Tränen in den Augen:
„Ach, ich habe solche Angst!“
Bis zwei Uhr, als man sich zu Tisch setzte, war alles ruhig, doch da zeigte es sich, daß die Jungens verschwunden waren. Man schickte ins Dienstbotenzimmer, nach dem Pferdestall, zum Gutsverwalter – sie waren nirgends zu finden. Man schickte aufs Dorf – auch dort waren sie nicht. Auch
Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. München: Musarion, 1920, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/016&oldid=- (Version vom 31.7.2018)