wieder gesund war, nahm die Alte ein Tuch, that Alles von Korn darein, was noch im Korbe war, legte das Bündel der Jungen auf den Kopf, band ihr das Kind auf den Rücken und sagte: ‚Jetzt geh in der Richtung nach Mitternacht und halte Dich am Ufer des Flusses, bis Du in das Land kommst, wohin unser Volk gezogen ist; sie werden dann nach mir schicken und mich holen lassen.‘ Die Junge fragte: ‚Hast Du auch Korn behalten, um so lange warten zu können?‘ Da entgegnete die Alte: ‚Ich habe genug.‘ Sie setzte sich vor die gesprengte Thür des Kellers und sah, wie die Junge den Hügel herunter und längs des Ufers ging, bis sie im Busch verschwand. Sie blickte über die Ebene und sah unten die Stelle, wo ihr Kraal gestanden und sie als junges Mädchen Mais gepflanzt hatte –“
„Eine Frau mit einem Bündel Korn auf dem Kopf und einem Kinde auf dem Rücken ist in meine Hände gefallen!“ murmelte Peter mit erstickter Stimme.
„Heute habe ich die Alte wieder an der Thür des Kellers sitzen sehen und als die Sonne unterging, wurde sie kalt und schlich hin und legte sich neben den leeren Korb – sie wird noch vor Sonnenaufgang sterben. Ich habe sie von klein auf gekannt, als sie vor den Hütten spielte und ihre Mutter im Maisfelde arbeitete. Sie war eine der Unseren.“
Olive Schreiner: Peter Halket im Mashonalande. Berlin 1898, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Peter_Halket_(Schreiner).djvu/049&oldid=- (Version vom 31.7.2018)