dachte Peter an den verfallenen Turm, und wie oft er auf die Ruine geklettert war, um Vogeleier zu holen. Und er sah wie seine Mutter vor der Thür ihres Häuschens stand, wenn er abends heim kam; er fühlte ihre Arme um seinen Hals, wenn sie ihn küßte. Aber er fühlte auch ihre Thränen auf seiner Wange, weil er wieder den ganzen Tag von der Schule fortgeblieben war. Dann hatte er sich entschuldigt und gelobt: es nie wieder zu thun, sie sollte nur nicht weinen. Er hatte oft an sie gedacht, seit er sie verlassen hatte: damals an Bord des Schiffes und dann, als er für einen Spekulanten auf Erz schürfte und auch seit er sich für die Truppe hatte anwerben lassen. Aber es war immer nur so beiläufig und unklar gewesen; er hatte sie nicht gesehen und gefühlt. Doch heute sehnte er sie herbei, wie er es als ganz kleiner Junge gethan hatte, wenn er in der Stube in seinem Bettchen lag und ihren Schatten durch die Thür sehen konnte, wie sie am Waschfaß stand und Geld verdiente, um ihn ernähren und kleiden zu können. Er entsann sich, wie er nach ihr gerufen hatte. Dann war sie gekommen, hatte die Decken um ihn gestopft und ihn ihren „kleinen Simon“ genannt. Es war sein zweiter Name und der seines Vaters gewesen, und sie nannte ihn nur so, wenn er nachts in seinem Bettchen lag oder sich weh gethan hatte.
Olive Schreiner: Peter Halket im Mashonalande. Berlin 1898, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Peter_Halket_(Schreiner).djvu/011&oldid=- (Version vom 31.7.2018)