Am selben Abend noch setzte der Herbergswirt den armen Schriftsteller vor die Tür. – Die Schatzaffäre schien abgetan.
Doch noch eine ganz kleine Aufregung sollte dem Städtchen blühen.
Am nächsten Morgen rannte der Dichter ohne Hut mit wallenden Locken durch die Straßen zum Magistrat.
„Ich weiß es,“ schrie er immerfort, „ich weiß es.“
Man umringte ihn. „Was wissen Sie?“
„Ich habe heute auf dem Moor übernachtet,“ keuchte er atemlos, – „übernachtet – uch – da ist mir ein Geist erschienen und hat mir gesagt, was es ist. – Früher – uch – sind dort draußen so viele ehrenrätliche Versammlungen abgehalten worden – uch – und da – uch – – –“
Zum Teufel, was ist’s also mit der Materie, rief einer.
Der Dichter fuhr fort:
„– spezifisches Gewicht 23, glänzende Außenseite, zweifarbig, in allen kleinsten Teilen gebrochen und dabei zusammenklebend wie Pech, – ungemein dehnbar, penetranter – – –“
Die Menge wurde ungeduldig. Aber das stand ja doch schon in der wissenschaftlichen Analyse!
„Also, der Geist sagte mir, es sein ein fossiles koaguliertes Offiziersehrenwort! –
„Und ich habe gleich an ein Bankhaus geschrieben, um dieses Kuriosum zu Geld zu machen.“
Da schwiegen sie, griffen ihn und sahen, daß er irre redete.
Wer weiß, ob der Ärmste nicht mit der Zeit wieder vernünftig geworden wäre, als aber die Antwort auf seinen Brief kam:
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/149&oldid=- (Version vom 31.7.2018)