verbeugt sich, und mitunter grüßt er hinauf zu dem persischen Prinzen, der mit gekreuzten Beinen unbeweglich auf dem Deckel der Flasche sitzt, – dann wieder schneidet er tolle Grimassen.
Seine Luftsprünge bringen die Zuschauer zum Lachen, – – – – wie grotesk er aussieht!
Die dicken Glaswände verzerren seinen Anblick so seltsam; – manchmal hat er Glotzaugen, die hervorquellen und so wunderlich funkeln, dann wieder gar keine Augen, nur Stirne und Kinn, – oder ein dreifaches Gesicht; – zuweilen ist er dick und gedunsen, dann wieder skelettartig dürr und langbeinig wie eine Spinne. – Oder sein Bauch schwillt zur Kugel an.
Jeder sieht ihn anders, je nachdem sein Blick auf die Flasche fällt.
In gewissen kurzen Zeiträumen ohne jeden erkennbaren, logischen Zusammenhang kommt ruckweise ein spukhaftes, sekundenlanges Leben in die Gestalten, das gleich darauf wieder in die alte, grauenvolle Leichenstarre versinkt, daß es scheint, als hüpfe das Bild über tote Zwischenräume hinweg von einem Eindruck zum andern, – wie der Zeiger einer Turmuhr traumhaft von Minute zu Minute zuckt.
– Einmal hatten die Figuren aus schnellenden Kniekehlen heraus drei gespenstische Tanzschritte seitwärts der Flasche zugemacht; – und im Hintergrund verrenkte sich ein verwachsenes Kind wie in lasterhafter Qual. –
Von den Musikanten einer, – wie ein Baschkir mit irrem, wimpernlosem Blick und birnenförmigem Schädel – nickte dazu und spreizte mit einem Ausdruck schreckhafter Verworfenheit seine dürren, gräßlichen Finger, die trommelschlegelartig in kugelförmige Enden ausliefen, wie wächserne Symbole einer geheimnisvollen Entartung.
Dann wieder war an die Sängerin ein phantastisches weibliches Zwitterwesen herangesprungen, – mit langen,
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/134&oldid=- (Version vom 31.7.2018)