an dem Metallstab, der mitten vom Boden des Gemaches empor durch einen Ausschnitt im Plafond bis zur vollen Höhe des Hauses reichte; – „Jumbo, Jumbo, die Kugel, rasch, rasch!“
Im nächsten Augenblick glitt der Affe lautlos aus der Dunkelheit die Stange herab, befestigte eine kopfgroße, geschliffene Beryllkugel an zwei Schlingen und verschwand behende wieder in die Höhe.
Der Kirgise zog ein Mescal-Etui hervor und warf den weiten Seidenärmel zurück: „darf ich vielleicht einen der Herren bitten?!“ –
Gschickt brachte ihm der Graf mit einer Pravazschen Spritze eine Injektion am Arme bei: „So, das wird gerade für eine oder zwei Visionen ausreichen.“
Monsieur Choat schob die Beryllkugel ein wenig höher, so daß er sie bequem fixieren konnte und lehnte sich zurück: „Also –, worauf soll ich meine Gedanken richten, meine Herren?“
„Auf den neuen Propheten in Shambhala, – Szenen aus einer römischen Arena, – Orionnebel, – Buddha im Stiftungsgarten Kosambi,“ riefen alle durcheinander; jeder wollte etwas anderes. –
– „Wie wäre es, wenn Sie einmal erforschen wollten, wo eigentlich das Paradies gestanden haben mag,“ schlug Graf Oskar vor.
Gibson benützte die günstige Gelegenheit und schlüpfte unbemerkt aus dem Zelt, er hatte dies visionäre Schauen – diesen neuen Sport – nachgerade satt bis zum Überdruß; – was kam dabei heraus? Farbenprächtige Halluzinationen, die jeder schilderte, so lebendig er konnte, – und was es eigentlich sei, ob unbewußte Gedanken, die der Beryll reflektierte, ob vergessene Vorstellungen aus früherem Dasein, – war doch niemand zu sagen imstande.
Er trat an die Brüstung und schaute hinab.
Harfenakkorde, durchbrochen von abgerissen gesungenen
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/100&oldid=- (Version vom 31.7.2018)