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Seite:De Orchideen Meyrink.djvu/058

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Diesmal waren sie zusammengestoßen – der Alte war so ungeschickt.

Die Büste neigte sich und fiel langsam zu Boden.

Alles fällt langsam, nur wissen es die Menschen nicht, die keine Zeit haben zur Beobachtung. –

Der Gipskopf zerbrach und aus den weißen Scherben quoll ein blutiges Menschengehirn. –

Martin Schleiden blickte starr hin, er streckte sich und wurde fahl. Dann breitete er die Arme aus und schlug die Hände vors Gesicht.

Mit einem Seufzer stürzte er zu Boden. – – –

Der Professor und die beiden Assistenzärzte hatten den Vorgang von den Fenstern zufällig mit angesehen.

Der Kranke lag jetzt im Untersuchungszimmer. Er war gänzlich gelähmt und ohne Bewußtsein.

Eine halbe Stunde später war der Tod eingetreten. –

Ein Telegramm hatte den Pfarrer ins Sanatorium berufen, der jetzt weinend vor dem Mann der Wissenschaft stand: „Wie ist das nur alles so rasch gekommen, Herr Professor?“ –

„Es war vorauszusehen, lieber Pfarrer,“ sagte der Gelehrte. „Wir hielten uns streng an die Erfahrungen, die wir Ärzte im Laufe der Jahre in der Heilmethode gemacht haben, aber wenn der Patient selber nicht befolgt, was man ihm vorschreibt, so ist eben jede ärztliche Kunst verloren.“

„Wer war denn der Mann mit der Gipsbüste?“ unterbrach der Pfarrer.

„Da fragen Sie mich nach Nebenumständen, zu deren Beobachtung mir Zeit und Muße fehlt – lassen Sie mich fortfahren:

Hier in diesem Zimmer habe ich wiederholte Male Ihrem Bruder auf das ausdrücklichste die Enthaltung von jeglicher Art Aufregung verordnet – ärztlich verordnet! Wer nicht folgte, war Ihr Bruder. Es erschüttert mich selbst tief, lieber Freund, aber Sie werden mir

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/058&oldid=- (Version vom 31.7.2018)