„Haben Sie den Blitz gesehen? – Da muß etwas an der elektrischen Zentrale passiert sein. – – Gerade dort über den Häusern.“
Tatsächlich waren einige Personen stehen geblieben und blickten in derselben Richtung. – – Eine schwere Wolkenschicht lag regungslos über der Stadt und bedeckte das Tal wie ein schwarzer Deckel: – der Dunst, der von den Dächern aufstieg und nicht wollte, daß die Sterne sich lustig machen über die törichten Menschen. –
Wieder blitzte etwas auf – von der Anhöhe zum Himmel empor – und verschwand.
„Weiß Gott, was das sein kann, vorhin hat es doch links geblitzt, und jetzt wieder da drüben?! – – – Vielleicht sind’s gar die Preußen,“ meinte einer.
„Wo sollen denn die herkommen, bitt’ Sie?! Übrigens habe ich noch vor zehn Minuten die Herren Generäle im Hôtel de Saxe sitzen sehen.“
„Na, wissen Sie, das wäre gerade kein Grund, – aber die Preußen – –! das ist doch nicht einmal ein Witz, so etwas kann ja selbst bei uns nicht – –“
Eine blendendhelle eiförmige Scheibe stand plötzlich am Himmel, – riesengroß – und die Menge starrte mit offenem Munde in die Höhe.
„Ein Kompaß, ein Kompaß,“ rief die dicke Frau Schmiedl und eilte auf ihren Balkon. –
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/015&oldid=- (Version vom 31.7.2018)