ineinander geschobene Planimetrie. Da – da gerade vor mir über einem Dach mit trapezoidalen Flächen steht der Mond, das heißt, er schwebt mit unbestimmtem Glanz wie ein Ball von gleichem specifischen Gewicht in einer Flüssigkeit. Seine Ränder verschwimmen in einem milchigen Dunst. Er scheint immer größer zu werden, zuerst wie ein Schild, dann wächst er zu einer riesigen Scheibe aus, die den halben Himmel bedeckt. Mit seiner Größe wächst auch sein Glanz. Wie flüssige Säulen, armdick, werden die Strahlen. Die Oberfläche beginnt zu wogen wie ein Meer im Sturm. Große Tropfen lösen sich los, Tropfen von einem hellen, leuchtenden Glanz wie geschmolzenes Metall und fallen auf die Dächer und zerstieben in tausend und tausend Funken. Silbernes Feuer. Aus allen Ecken und Enden bricht Feuer hervor. Alles hüllt sich in heiße, silberne, glänzende Nebel. Fern gegen Osten am Horizont starrt eine blutrothe Wand. Kein Qualm, kein Rauch das heilige Agni, das Urfeuer, welches die zwei Welten geschaffen, die Sonne festgestellt, den Mithra gezeugt hat, und das nun alles wieder verschlingt, um in sich selbst aufzugehen. Ich fühle, wie ich zu strahlen beginne. Meine Nerven treten aus den Fingerspitzen wie feine Drähte, aus den Poren
Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/141&oldid=- (Version vom 31.7.2018)