Vater übertragene war, bildete er sich ein, ein Genie zu sein, während er von diesem doch nur das Krankhafte, Excentrische, nicht aber die schöpferische Kraft besaß. Und mein Muth stieg, weil ich viel Verwandtes mit ihm in mir fühlte, da auch mein Denken, mein Fühlen nicht mehr in meiner Macht war, sondern über mich die Macht gewonnen hatte.
Morde, morde, morde, morde ihn, gebot mir diese Kraft, die mich unaufhörlich weiter stieß und drängte.
Da hielt ich also das bis zur halben Länge in eine Messinghülse gefaßte Glasrohr mit der nadelfeinen, scharfen, durchöhrten Spitze. Und ich ließ mich an seiner Seite, neben dieser braunen, schlaffen, häßlichen Hand nieder in die rothen, abgeblaßten, weichen Sammetkissen, die an den Wänden dahinliefen.
Dann prüfte ich mit den Fingerspitzen die feine Endigung. Ein leiser Druck wird genügen, und zwei, drei tiefe, kräftige Athemzüge.
Fast ohne Widerstand drang das Instrument durch die Haut in die Vene. Ich beugte mich mit halb, wie zum Liebeskuß geöffneten Lippen nieder.
Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/090&oldid=- (Version vom 31.7.2018)