schwand mein Haß gegen Fontana und meine Erbitterung gegen Ernst.
Ruhig wollte ich morden, ruhig, voll Seelenfrieden.
Seitdem wartete ich nur auf eine Gelegenheit. Ich ließ Fontana nicht mehr aus den Augen. Mit Ernst war es zu einer, anscheinend letzten Auseinandersetzung gekommen. Er hatte sich mir gegenüber in einer Gesellschaft derart taktlos benommen, daß selbst Fontana, der sich ausnahmsweise in halbwegs zurechnungsfähigem Zustande befand, das Peinliche, das nicht nur für mich, sondern auch für die ganze Umgebung bestand, fühlte, und mir mit ein paar Worten, welche den unangenehmen Eindruck, den die Situation bei den Unbetheiligten hervorrief, zu Hilfe kam.
Im nächsten Augenblicke haßte ich Ernst. Er, den ich so sehr geliebt hatte, that mir die Schmach an, von meinem ärgsten Feind gleichsam eine Wohlthat dankend quittieren zu müssen.
Aber sofort kehrte sich alle Wuth und alle Verbitterung gegen den Anstifter des ganzen Unheils.
Mord! Mord! schrie alles in mir.
Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/082&oldid=- (Version vom 31.7.2018)