Ich: „Ernst!“
Er: „Diese Angst an Dir ist mir neu.“
Ich: „Übrigens würde ich – nicht – so sagen, so würde Büchner sprechen, dieser akademische Ritter von der traurigen Gestalt.“
Er (mit dem Finger drohend): „Wieder eins Deiner apodiktischen Urtheile.“
Ich: „Hör mal’, jetzt laß uns ganz vom Philisterstandpunkt aus reden. Leben läßt sich ja doch nur als Philister, Du wirst mir doch nicht einreden wollen, daß ich leben könnte, zugegeben das Unmögliche, daß mich die Gesellschaft unter sich duldete, wenn ich die Producte meines Gedachten in Thaten umsetzte. Vielleicht wird dieses einmal geschehen, aber dann ist es Zufall oder Nervenreflex, dann werden sie mich wahrscheinlich hängen, denn dann habe ich nach der jetzt herrschenden Ansicht ein Verbrechen begangen. Die Sünde aber ist nur im Gedanken. Wird der Gedanke zur That, so ist es eben entweder Zufall, oder der Körper hat das nachgespielt, was der Dichter „Gedanke“ zuerst schuf.
Also vom Standpunkt des Philisters.
Du hast wohl Pflichten gegen Dich selbst, aber die kümmern nur Dich und gipfeln schließlich im Egoismus, im eigenen Wohlbefinden. Und da kann ja
Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/061&oldid=- (Version vom 31.7.2018)