er ohnehin kannte, heute noch qualvoller sei, denn je. Er fuhr leise über meine feuchten, wirr die Stirne umringelnden Locken. Dann sprach er von sich selber. Es war das erstemal, daß er mir, und ich wußte es ohne seine flüchtig hingeworfenen Bemerkungen, mir allein sein Innerstes erschloß. Den höchsten Triumph meiner Freundschaft, die Macht über ihn, denn sein Leid suchte Schutz und Ruhe bei mir, hatte ich errungen. Ich wußte wohl, daß Ernstens Familienverhältnisse sich in letzterer Zeit gewaltig verändert hatten. Das stolze, alte Kaufmannshaus war in seinen Grundfesten erschüttert. Gewagte, unsichere Speculationen hatten das große Vermögen, über welches Ernstens Vater verfügt hatte, verschlungen. Und jetzt ward der tadellose Credit dieser für prima geltenden Firma in Anspruch genommen. Die Wechsel häuften sich, die Quellen, aus denen der unglückliche Bankerottier schöpfte, begannen zu versiegen. Man wurde mißtrauisch, und endlich war der Ruin ein offenes Geheimnis. Auch hier rollte der Block unheimlich rasch dem Abgrunde zu.
Knut: „Mein Lieber, eigentlich ist die Sache, die Du mir da erzählst, nichts Neues – auch für
Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/059&oldid=- (Version vom 31.7.2018)