Schließlich kam’s zu einem fürchterlichen Streit; nicht laut, lärmend, polternd, nein, fast flüsternd gesprochen flogen die Worte hinüber und herüber. Worte wie Gift.
Und plötzlich zischte er zwischen seinen stumpfen Zähnen ein Wort hervor, ein Wort, von dem er wußte, daß es mich tödtlich verletzte.
Armer Paralytiker!
Und nochmals zuckte er mit seinen etwas schiefen, zu hohen Schultern und sah mich mit blöd-boshaften Augen an, in deren Geglotz er etwas wie Mitleid, kennbar gemachtes Mitleid legen wollte. Und dasselbe impertinente Mitleid zitterte aus seiner wuthbebenden Stimme:
Armer Paralytiker!
Ich gab ihm keine Antwort, aber in meinen Fingerspitzen zuckte es. Ich hätte ihm so gerne die Kehle zugeschnürt, bis der letzte Athemzug pfeifend aus seiner phthysischen Brust entflohen wäre. Jetzt war ja noch Zeit, aber in ein paar Jahren, wer weiß! Und vor mir stand im Geiste der Arzt, ein stiller, ungefähr vierzigjähriger Mann mit energisch geschnittenen Denkerzügen, sein langes, tiefschwarzes Haar floß bis auf die Schultern und schimmerte in metallisch–bläulichem Glanz. Der Teint dieses
Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/044&oldid=- (Version vom 31.7.2018)