Bällen und Tanzunterhaltungen besuchte ich nur einen Ball, der in geschlossener Gesellschaft in einem der ersten Hotels der Residenz abgehalten wurde. Das Theater vernachlässigte ich sehr – ganz gegen meine sonstige Gewohnheit. Das Varieté sah mich nie, obwohl ich in Kopenhagen einer der eifrigsten Besucher des Tivoli und sogar des Scala gewesen war. Ich gieng völlig auf in der Gesellschaft Ernsts, in der Beobachtung all der unzähligen Einzelheiten, die unsere Freundschaft in dieser schönsten ihrer Phasen durchmachte.
Eintöniger, mit Schnee vermischter kalter Regen tropfte tagaus tagein in diesen trüben, sich ins endlose dehnenden Gassen. Diese Tage, diese langen Abende, diese noch längeren Nächte, wenn sie auch voll resignierter Traurigkeit und verhaltener Schmerzen waren, bargen dennoch eine gewisse ruhige Seligkeit in sich.
So kam Weihnachten heran. Ich liebte in dieser still-geschäftigen, heiligen Zeit den reinen, weißen, unaufhörlich mit weicher Heimlichkeit niederfallenden Schnee. Aber diesmal klatschten nur breite, breiige Flocken nieder, die in ihrem eintönigen Grauweiß sich an den Leisten der Fensterrahmen zu langen, lockeren Streifen anhäuften, während sie auf der
Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/042&oldid=- (Version vom 31.7.2018)