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ließ ichs geschehen, daß der Knabe neben mir meine Hände küßte und von der Glut seiner Liebe unsinnige Dinge sprach.
„Erlaube nur, daß ich dich liebe und daß ichs dir sagen kann –“ flehte er – „bald werde ich dich nicht mehr sehen dürfen wie jetzt, ferner und ferner wirst du mir sein, – eine Balldame, und ich – ein Schuljunge!“ Stöhnend vergrub er den Kopf in meine Kleiderfalten, um gleich darauf mit heißen Augen wieder zu mir aufzusehn: „Aber lieben – lieben werd’ ich dich immer!“
„Immer?!“ – Wird nicht ein einziger Herbststurm den kleinen Liebesgott wieder vom Sockel werfen? – Ich lächelte wehmütig. Kühl wehte der Abendwind vom Wasser, das die Nebel schon zu verhüllen begannen, und fröstelnd wickelte ich mich dichter in mein Tuch.
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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/212&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/212&oldid=- (Version vom 31.7.2018)