Paul Heyse: L’Arrabbiata. In: Gesammelte Werke. 4. Band: Novellen. I., 8. Auflage, S. 1–21 | |
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du weicher sitzen sollst. Mir hat er’s nicht so gut gemacht. Aber junges Volk, das treibt’s immer so. Für Ein kleines Frauenzimmer wird mehr gesorgt, als für zehn geistliche Herren. Nun nun, brauchst dich nicht zu entschuldigen, Tonino; ’s ist unsers Herrgotts Einrichtung, daß sich Gleich zu Gleich hält.
Laurella war inzwischen eingestiegen und hatte sich gesetzt, nachdem sie die Jacke, ohne ein Wort zu sagen, beiseit geschoben hatte. Der junge Schiffer ließ sie liegen und murmelte was zwischen den Zähnen. Dann stieß er kräftig gegen den Uferdamm, und der kleine Kahn flog in den Golf hinaus.
Was hast du da im Bündel? fragte der Pfarrer, während sie nun übers Meer hintrieben, das sich eben von den ersten Sonnenstrahlen lichtete.
Seide, Garn und ein Brod, Padre. Ich soll die Seide an eine Frau in Capri verkaufen, die Bänder macht, und das Garn an eine andere.
Hast du’s selbst gesponnen?
Ja, Herr.
Wenn ich mich recht erinnere, hast du auch gelernt, Bänder machen.
Ja, Herr. Aber es geht wieder schlimmer mit der Mutter, daß ich nicht aus dem Hause kann, und einen eignen Webstuhl können wir nicht bezahlen.
Geht schlimmer! Oh, oh! Da ich um Ostern bei euch war, saß sie doch auf.
Der Frühling ist immer die böseste Zeit für sie. Seit wir die großen Stürme hatten und die Erdstöße, hat sie immer liegen müssen vor Schmerzen.
Laß nicht nach mit Beten und Bitten, mein Kind, daß die heilige Jungfrau Fürbitte thut. Und sei brav und fleißig, damit dein Gebet erhört werde.
Nach einer Pause: Wie du da zum Strand herunterkamst, riefen sie dir zu: Guten Tag, l’Arrabbiata! Warum heißen sie dich so? Es ist kein schöner Name für eine Christin, die sanft sein soll und demüthig.
Das Mädchen glühte über das ganze braune Gesicht und ihre Augen funkelten.
Paul Heyse: L’Arrabbiata. In: Gesammelte Werke. 4. Band: Novellen. I., 8. Auflage, S. 1–21. Wilhelm Hertz, Berlin 1898, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_L%27Arrabbiata_(Heyse).djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)