ist der Schmetterlingshändler!“ Der Genannte war ein Deutsch-Engländer aus Darjeeling, der einen tibetanischen Antiquitätenladen dort hatte und zugleich einen Handel mit Himalajaschmetterlingen trieb, von denen er die schönsten Exemplare auf Bestellung nach Europa sandte.
Wie der Mann auf den Tigerhill gekommen, ob er uns auf einer Nachtreise aus dem Inneren des Gebirges begegnet war, oder ob er die Reisegesellschaft von Darjeeling aus begleitet hatte, wußte ich nicht. Ich dachte nur im selben Augenblick, wie ich das Wort „Schmetterlingshändler“ hörte, an die seltsame Trommel, die ich in seinem Laden zwei Tage vorher gekauft hatte; eine Trommel, angefertigt aus den Hirnschalen zweier Menschen, aus der Hirnschale eines Mannes und aus der eines Weibes. Jede Schalenhöhle war mit einer Membrane überzogen; an der Wölbung aber waren die beiden Gehirnschalen zusammengeschweißt, so daß sie zwei kleine Trommeln bildeten. Schüttelte man diese, so schlug in jeder Schädelhöhle eine kleine, hinter der Membrane eingesperrte Elfenbeinkugel an die Schädelwand und an die Membrane und trommelte unausgesetzt. Der Schmetterlingshändler hatte mir erzählt:
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/66&oldid=- (Version vom 31.7.2018)