schafft und experimentirt den ganzen Tag, und wenn die Woche herum ist, hat man ein paar Zahlen.“ – „So, so! Weiter nichts? Da thät’ ich’s aufgeben.“ – „Wissen Sie denn, was ich mache, Herr Strohmeier?“ – „Nein, Gott soll mich bewahren!“ – „Ja, wie denn reden über Dinge, die Sie nicht verstehen?“ Er hatte das Glück, man nahm ihm nichts übel, mocht’ er so grob werden, wie er wollte. Keiner nahm es für bös; – sogar wenn er sarkastisch sein wollte, kam es anders heraus. Die Natur hatte ihn nicht zur Respektsperson geschaffen; es hieß stets hinter seinem Rücken: mit dem Hausdörffer ist gut umgehen. Als ganz junger Mensch hatte ihn das oft geärgert, und auch jetzt, der zukünftigen Schwiegermutter gegenüber quälte ihn das Gefühl, keine rechte Autorität zu besitzen. Ja, was denn? Soll man aufspringen, die Augen rollen, die Löwenkralle zeigen, ein Machtgebrüll ertönen lassen, und das gegen eine Frau? Geschmacklos und roh! Mamachen wird ihn schon achten lernen auch ohne das. Ein bißchen äußerer Erfolg, eine Professur, eine Arbeit, die Aufsehen macht, und sie wird sogar auf ihn stolz sein.
Dann, als die Frau Strohmeier auch anfing mit den „Löchern in den Backen“, die er durchaus haben sollte und so weiter, hatte er aufgepackt und war nach Leoni gegangen. Und dort hatte er „fortgewurzelt“. Was wissen die Leute davon, wenn
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/96&oldid=- (Version vom 19.8.2019)