Weißt du wohl selber, was dich zu mir drängt?
Sprich, kennst du mich? und bin’s auch wirklich ich,
Zu dem die zarte Blumenlippe flüstert?
Was wär ich dir, der Fremde einer Fremden,
Wo sich so wenig, ach, die Nächsten sind?“
Mit dem gewöhnlichen Zaudern übernahm seine Hauswirthin die Besorgung.
„Sind Sie sicher, daß immer eine Antwort erwartet wird?“ meinte sie, „mir schien –“
„O, wir haben es mit einem sehr klugen Wesen zu thun,“ fiel er lebhaft ein, „scheinbar ganz klar wie Wasser, aber auf den Grund sieht man weniger denn je; ich bin überzeugt, daß auch Sie von ihr getäuscht werden.“
In einem Lädchen der Nachbarschaft, wo er seine Zwickerschnur kaufte, machte er unerwartet die Bekanntschaft der hübschen Erscheinung aus der Mansarde. Sie sprach mit großer Zungengewandtheit in dem munteren anheimelnden Dialekt der Steirer von ihrem Mann und ihrem herzigen „Bubn“, die bei der Großmutter waren und nun bald heimkommen sollten. Sie hatte nicht wegkönnen wegen der vielen Saisonarbeit. Ein allerliebstes Frauchen, dessen braune Augen lustig herumfuhren, auch über Iversen hin, der sich ein wenig gewaltsam ins Gespräch gemischt hatte. Mit großer Unbefangenheit brachte sie ein paar Sprachschnitzer
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)