„Erzählen Sie mir ordentlich, wie sah die Person aus, die das für mich gebracht hat?“
Das Frauchen erröthete, wie immer, wenn sie lebhaft angeregt wurde. „Ich habe versprochen zu schweigen, bitte, fragen Sie mich nicht,“ bat sie ängstlich.
Das blaue Hexchen hat die Güte und Milde hier auf der Stelle herausgespürt, dachte der Student; kein Zweifel, daß es Anneli ist.
„Sie müssen mich für einen rechten Gecken halten,“ sagte er, „daß ich solche Geschenke bekomme.“
„O nein,“ machte die Doktorin mit dem Kopf in ihrem Wandschrank. Er sah, daß sie auf keine Unterhaltung über die merkwürdige Geschichte zu bringen war. Die Weiber haben doch sonst ein Vergnügen am Klatschen, aber gerade, wenn man auch einmal Lust dazu hätte –
„Sagen Sie mir nur eins, beste Frau, ein Herr war es nicht?“
„Nein,“ war die zögernde Antwort.
Iversen lachte vergnügt auf. „Und noch eine Frage: Sie wissen also, wer es war?“
Ein widerstrebendes „Ja“ kam hinter der Schrankthür hervor.
„Sie sind die Diskretion selber,“ sagte Iversen lächelnd, „darf ich Sie um einen Gefallen bitten? Ich möchte ein Briefchen befördert haben, weiß aber die Adresse nicht – man will doch danken, wenn
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/46&oldid=- (Version vom 31.7.2018)