liegt daran? Der Wille zu erreichen, auf den kommt es an.“
„Nein, am Erreichen liegt nichts.“ Sie versank in Gedanken.
Abends im Theater sah Iversen das Anneli wieder. Es saß sittsam neben der Großmutter, auf seiner anderen Seite ein graubärtiger untersetzter Herr, der ihnen bekannt zu sein schien, denn er sprach über das Mädchen hinweg zu der Alten. Anneli klappte mit einer gewissen stilisirt mädchenhaften Miene den Fächer auf und zu und schien taube Ohren zu machen, weil man es von ihr verlangte. Es hatte einen scharfen Zug um den Mund bekommen, übrigens sah es sehr hübsch aus, ein breiter Spitzenkragen über einem graublauen Kleide stand gut zu dem hellblonden gekräuselten Haar. Iversen horchte auf sein Herz, aber es gab keinen lauteren Schlag. Die da sehen aus wie die verkörperte Langeweile, dachte er. Anneli, das ist die hübsche Langeweile, die Großmutter ist die medisante Langeweile (übrigens hat das Mädchen diesen Zug von ihr geerbt, und er wird bald all ihre sonstige Lieblichkeit aufgesogen haben), der Graubart ist die lüsterne Langeweile, denn daß er das Mädchen anredet, wenn er mit der Alten spricht, ist nur zu deutlich. Und in dies Geschöpfchen hab’ ich einmal Himmel und Erde hineingelegt, und ihr Lächeln war mein Paradies.
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/34&oldid=- (Version vom 19.8.2019)