hier Ostersonntag die Schöpfung aufg’führt wird. „Geht, bitte hinein, ich würde schrecklich traurig sein, wenn Ihr allein zu Hause gesessen hättet. Ich habe auch eine Einladung hier und will den ganzen Nachmittag an Euch denken. Es ist ja Euer altes Lieblingswerk, Euer Liebes- und Verlobungsstück; also statt daheim zu bleiben und Trübsal zu blasen – .“
„Es mag ihr auch nah genug geh’n,“ seufzte Schaible.
Die Mutter erröthete etwas und blickte verlegen vor sich nieder: dann richtete sie bang und fragend ihre Blicke auf den Mann. „Sie schreibt so, – so obenhin, – nichts von Leidsein, – sag’, Mann, die Lotte, – ’s ist ja nur ’n Kind, sie wird uns doch nicht vergessen allgemach?“ – Es brauchte Stunden, bis diese letzte betrübende Vorstellung überwunden war. –
Am Ostersonntag, nachmittags vier Uhr, standen die Alten treulich unter den Billet-Heischenden an der Kasse des Königsbaues, wie die Lotte es von ihnen verlangt hatte.
Sie hätten kaum geglaubt, daß sie’s erreichen würden, so viel hatte sich in die zwei Tage gedrängt, so viel Muthraubendes, Aufregendes. Es ging aus von der armen Emilie, die im Neckar Kühlung gesucht hatte für ihren heißen, hoffnungslosen Lebensschmerz. Gleich am Charfreitag war Frau Schaible hinausgefahren
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/292&oldid=- (Version vom 31.7.2018)