Krause da oben in der Schüssel, was mochte das wohl sein? Sie rieth und rieth, immer mit dem Gedanken: kommt er? kommt er nicht? und mit den Augen gewissermaßen auf dem Rücken. Sieh da, frische Champignons! Wenn es nur keinem auffällt, daß ich hier so lange stehe! Kann es angehen, daß in der Schüssel Magdeburger Sauerkraut ist? Ach, jetzt stellt sich der alte Schafskopf mit seinem Regenschirm gewiß auch hierher! O weh, dann muß ich weg! Richtig, er kommt herübergesegelt, er steht! er steht still! Himmlische Güte, Papa Severin! O was soll ich anfangen. „Sie haben sich aber ’n nasse Stelle ausgesucht, Fräulein! grade unter der Dachrinne!“ sagte Herrn Severins grob joviale Stimme. „Kommen Sie doch ’n büschen mehr auf diese Seite“ – – er streckte leutselig die Hand aus, als wolle er sie an das andre Fenster ziehen. „Na, nu suchen Sie sich man was aus! Was begehrt Ihr Herz? Gehen Sie denn ganz allein? I, so ’n junges“ – –
„Herr Severin, kennen Sie mich nicht?“ sagte Annita entsetzt, sie hatte ein Gefühl, als ob sie nicht ein Wort mehr hören dürfe. Der joviale Herr fuhr zurück, räusperte sich längere Zeit und sagte dann in verändertem Ton:
„Na so, na so! Je Du bist mir auch gleich so bekannt vorgekommen! I, denk ich, steht da nich ’n bekannte Dame vor dem Delikatessenteller? Na, wolln
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/271&oldid=- (Version vom 31.7.2018)