ihm noch mehr Grog brachte. Sie beschloß, seinem Befehl nicht zu gehorchen, – wie schrecklich aber, wenn nun der arme Greis allein und verlassen oben saß und vergeblich wartete! Wie unverschämt von ihr, Papas Gouvernante spielen zu wollen. Aber unverschämt oder nicht, sie steifte ihren Willen und bestellte Mari nicht. Es kommen vielleicht Fälle vor, wo man nicht thun muß, was die Männer wollen, ganz gleich, ob sie jung oder alt sind, dachte sie, ja, solche Fälle sind entschieden denkbar. Es ist zu ihrem eignen Besten, denn sie sehen manchmal aus, als wüßten sie selbst nicht, was sie thun. Nie zuvor hatte Papa ihr Grog angeboten, und so aus seinem Glase! Ihr schauderte bei dem Gedanken an seinen rothgrauen Bart, den er nicht einmal ordentlich abgewischt hatte. Nein, er hatte ganz feucht geglänzt im Licht der Hängelampe. „Durch mich soll er keinen Tropfen mehr bekommen“, sagte sie entschlossen. Ganz gedankenvoll trat sie in den Saal; ach Himmel – dort inmitten aller Gäste standen Adolf und August; und nun that sich der Kreis auf, und Angela Rothermund, die zweitbeste Freundin Adelheids, kam mit herablassender Liebenswürdigkeit auf Annita zu. Angela war ihr antipathisch, sie hatte so Ausdrücke. „Nein, das ist zum Schießen, was uns Herr Severin eben erzählt hat, – ich kann es nicht so wiedergeben, Herr Severin macht das unnachahmlich, – das ist wirklich, um auf die Akazienbäume zu
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/238&oldid=- (Version vom 19.8.2019)