„Der Kunsthändler ging natürlich fort, und ich blieb mit diesen Damen allein. ‚So, also Sie sind die Malerin Lore Berth?‘ sagte die eine und nahm ihre Lorgnette vor die Augen, die Zweite setzte einen Zwicker auf, die Dritte war ganz jung, aber impertinent schaute sie auch her. Es waren nur drei Stühle da, ich stand vor ihnen und ließ mich beäugeln, wunderte mich, wollte rabiat werden, bezwang mich, weil ich dachte, nun kommt die Frage nach dem Bilde.“ Hausdörffer ließ einen grollenden Ton hören.
„‚Die bekannte Lore Berth aus Gauting?‘ begann jetzt die mit dem Zwicker – es waren nicht die Worte, es war die Betonung; das war doch mehr als schlechte Erziehung, die wollten was von mir. Ich sagte, daß München meine Heimath sei, nicht Gauting. ‚Aber Sie sind diesen Sommer dort gewesen?‘ fiel die Kleine ein. ‚Sie haben dort interessante Bekanntschaften angeknüpft und fortgesetzt,‘ – und dann nannten die drei Frauenzimmer Ihren Namen und fragten mich nach Ihrer Adresse, ‚da Sie mit dem Herrn sehr intim sind, wie ich weiß.‘“
Lore hatte ihr Gesicht in die Hände versteckt und stöhnte. „O, es war so unsäglich widrig und schändlich, daß ich es gar nicht ausdenken kann. Und ich dummes Ding stehe da, stumm und verdutzt, und lasse mir all das an den Kopf werfen und besinne mich immer, was die von mir wollen, und sage nur mechanisch:
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/199&oldid=- (Version vom 19.8.2019)