nichts an der Geschichte, wenn man das so trocken weitergibt.“
„Es kam doch auch noch ein Gedicht darin vor, das an einen Baum geklebt war, Du läßt immer das Beste aus, Mama.“ Toni amüsierte sich.
Hausdörffers Gesicht war hart zusammengezogen, er stützte den Kopf auf und klopfte mit dem Fuß auf den Boden, Mamas fragenden Blick bemerkte er gar nicht.
„Fräulein Lore Berth ist übrigens keine unbekannte Größe, sondern eine viel versprechende Künstlerin,“ sagte er matt.
„Na ja, vielversprechend nach mehr als einer Richtung,“ lachte Mama. „Sie nennen sie hier nur die Vierkreuzergräfin, so hochmüthig ist sie.“
„Das wird sich jetzt geben – Wagners sagen, nach dieser Geschichte sei sie ganz unter die Füße gekommen, die kriegt so bald keinen Auftrag wieder.“
„Lieber Gott, um die Dummheit?“ Hausdörffer sprang ungestüm vom Tische auf.
„Ihr Männer habt doch eine laxe Moral!“ bemerkt die Mama, „Gott sei Dank, daß wir besser wissen, was sich schickt!“
„Ihre Schuld ist also fest erwiesen? Ihr verdammt, ohne zu hören?“
„Du, Mama, Richard kennt sie gewiß, daß er so für sie Partei nimmt,“ fiel Toni ein.
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/163&oldid=- (Version vom 31.7.2018)