Es sollte scherzend klingen, machte sie aber doch vorsichtiger. Von jetzt an gab es ein Tuscheln und In-die-Ecken-räumen, eh’ er erwartet wurde.
„Wenn man den Männern die Augen zu groß macht, das thut auch nicht gut, es hat noch keinen gegeben, der ganz mit Offenheit behandelt werden wollte,“ sagte ihm die Mama sanft und überlegen. Sie fürchtete sich eigentlich vor ihm, so gut wie Toni, die schon angefangen hatte, einen vollkommenen Popanz aus ihrem künftigen Ehemann zu machen.
„Dies mag Richard gern, und das mag er nicht,“ und „das sollte Richard nur hören, wie böse er dann wohl würde,“ und „damit dürfte man Richard nicht kommen,“ und „laß das nur ja nicht Richard merken, dann brummt er gewiß.“
„Wie wird das werden, wenn ihr verheirathet seid!“ warnte oft die Mama. Dann lachte Toni zuversichtlich:
„O, ich kann den kleinen Peter um den Finger wickeln, er muß es nur nicht merken Er ist gräßlich verliebter Natur, von solchem Mann kann man alles haben, was man will.“
„Wie klug Du sprichst, Kind! Sei so zurückhaltend wie möglich, das ist doppelt angebracht. Aber daß er nie von seinen Aussichten spricht, das gefällt mir nicht. Die Geschichte zieht sich für Dich viel zu sehr in die Länge. Deine besten Jahre sind im Nu vorbei.“
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/158&oldid=- (Version vom 31.7.2018)