aus und erhob den Kopf, wie zu einer heftigen Entgegnung. Doch sagte sie nichts, sondern zerbiß sich die Lippen und wandte ihr zorniges Gesicht weg. „So etwas können Sie doch nachfühlen, nicht wahr?“ fuhr er mit einschmeichelnder Schelmerei fort, „oder halten Sie mich für einen solchen Barbaren –?“ Auf einmal sah er in ihrem großen dunkelen Auge einen hellen Tropfen stehen. Es ward ihm schwer, ein triumphierendes Lächeln zu unterdrücken. „Jetzt sind Sie mir aber böse,“ sagte er mit weicher, bittender Stimme.
Sie antwortete nichts, sondern machte sich im Zimmer zu schaffen. Nolz kam aus seinem Eckchen hervor und betrachtete ihn von weitem mit mißtrauischem, lauerndem Blick, als ob er gleich knurren wolle. Es ward dem jungen Mann doch unbehaglich. Er griff nach seinem Hut. „Also wenn Sie nur die Güte hätten, mir zu sagen – die Station heißt Gauting?“
„Ja,“ erwiderte sie gleichgültig.
„Und wo bin ich hier, bitte?“
„Im Park des Schlosses von dort unten.“
„Ich war gänzlich verirrt, mein gnädiges Fräulein, aber wenn Sie mir die Richtung angeben möchten –“
„Hier durch den Park, dann durchs Dorf, über die Brücke und durch die Felder links hinauf zur Station, es ist eigentlich nur eine Wärterbude.“
„Und wann geht ein Zug?“
„Morgen früh um halb fünf, soviel ich weiß.“
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/125&oldid=- (Version vom 31.7.2018)