schnürt ihr die Kehle zu – „nichts“ – murmelt sie – „nichts!“ – –
Auf dem Kirchhofe liegt der Vicomte de Letorière verlassen und verblutend.
Anfangs hat er noch von Zeit zu Zeit den Kopf gehoben in der Hoffnung auf Beistand, auf Hilfe – jetzt hofft er längst nicht mehr. Der leichtsinnige Cavalier, der den Ernst des Lebens nie gekannt hat, fühlt, daß der Ernst des Todes jetzt an ihn heranrückt. Er, das große Glückskind seiner Zeit, dem bisher Alles gelungen, fühlt, daß das Schicksal diesmal gegen ihn entschieden, daß seine letzte Stunde geschlagen hat.
„Ja, die Kieselsteinchen haben Recht behalten, die Etiquette hat gesiegt,“ murmelt der Vicomte vor sich hin. „Arme kleine Julie! wie gut und lieb und reizend sie war! Ich möcht’ ihr nicht gern Unannehmlichkeiten bereiten!“
Er stützt sich auf einen Ellenbogen auf, um im Mondenschein die niedrige Stelle der Mauer zu suchen, über die er hereingeklettert ist. Schwindelnd schleppt er sich bis zu ihr hin, schwingt sich mit
Ossip Schubin: Etiquette. Paetel, Berlin 1887, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Etiquette_Schubin_Ossip.djvu/98&oldid=- (Version vom 31.7.2018)