das Recht haben mögest, an meiner Liebe zu zweifeln,“ flüstert sie, und ihre Stimme klingt so leise, wie das Seufzen und Lispeln des Nachtwindes in den Blättern.
Der schwarze Mantel ist von ihren Schultern niedergeglitten, sie steht vor dem jungen Mann in ihrem hellen Kleide, mit ihren durchsichtigen schwarzen Halbhandschuhen, aus denen ihre weißen Ellenbogen und feinen schlanken Finger hervorschauen; steht da, das gepuderte Köpfchen etwas gesenkt, die Arme an den Seiten niederhängend, traurig, schüchtern, über ihr schreckliches Wagniß entsetzt und doch vom Scheitel bis zur Fußsohle von unsagbarer Seligkeit bebend.
„Wie konntest Du mich nur zwingen, etwas so Unrechtes zu thun!“ seufzt sie vorwurfsvoll.
Um seinen Mund zuckt es gutmüthig, mitleidig und doch wieder siegesfroh. „Wie konnt’ ich?“ flüsterte er … „wie konnt’ ich? … Es war recht abscheulich und rücksichtslos von mir, ich gesteh’s ja ein – aber Du verlangst doch nicht, ich möge sagen, daß ich’s bereue! … Bereust Du’s?“
Ossip Schubin: Etiquette. Paetel, Berlin 1887, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Etiquette_Schubin_Ossip.djvu/90&oldid=- (Version vom 31.7.2018)