mit gelblichen Spitzen um Arm und Busen. Ein Strauß halbverwelkter Rosen ruhte an der Brust der Schönen, und um ihren Hals hing an rosa Bande ein in Diamanten gefaßtes Miniaturbildchen. Um ihr gepudertes Köpfchen und ihre Schultern schlang sich ein schwarzer Schleier, vielleicht, um ihre betrübte Stimmung zu verrathen – vielleicht nur, weil – Julie Victoire von Soissons wußte, daß sie der schwarze Flor tausendmal verführerischer kleidete als alle bunten Dinge der Welt.
„Ja, ich betete,“ seufzte sie noch einmal und hob die Augen schwärmerisch zu der Statue der Himmelskönigin, die von einem farbigen Stucksockel herab zu ihr niedersah.
„Sie beteten,“ – und die ernsten Augen der Schwester blickten aus ihrem blassen, resignirten Gesicht heraus recht vorwurfsvoll auf die launische kleine Prinzessin. „Sie beteten aus Langerweile, Madame, das ist nicht gut, es erzürnt den lieben Gott.“
„Ah, sage mir das nicht, mach’ mir keine Angst,“ flehte die Kleine; „um Nichts in der Welt
Ossip Schubin: Etiquette. Paetel, Berlin 1887, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Etiquette_Schubin_Ossip.djvu/58&oldid=- (Version vom 31.7.2018)