Wie lange die Agonie dauert! Nimmt es denn noch kein Ende mit ihm?
Es ist der 10. Mai – der 10. Mai 1774 – der große Umschwung der Dinge rückt heran. Der König ist reisefertig, hat seinen Paß richtig erhalten von der allein seligmachenden Kirche, und auch Dauphin und Dauphine, Beide von dem verpesteten Krankengemach so weit getrennt als möglich, sind reisefertig – die Stallmeister und Postillone gestiefelt und gespornt, die Wagen in Bereitschaft, der Übersiedelung harrend.
Die Schloßuhr hat Eins geschlagen. Bald grell, bald halb verschleiert scheint die Sonne zwischen zerstückten, schiefergrauen Windwolken heraus.
Im Schloßgarten von Versailles stand neben einem der großen verschnörkelten Bassins ein schlanker junger Mann und sah dem Getriebe des Wassers zu, das zwischen einer malerischen Verwicklung von Najaden und Dryaden mit kicherndem Muthwillen hervorplätscherte.
Es war der Vicomte de Letorière, genannt
Ossip Schubin: Etiquette. Paetel, Berlin 1887, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Etiquette_Schubin_Ossip.djvu/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)