und wie gut sie sich unterhalten, und rings um sie stirbt die Nation – an Hunger …
Und plötzlich mitten zwischen sie hinein fährt in sausendem Galopp ein anderer Sarg, von berittenen Fackelträgern umgeben, die nicht einmal in Trauer sind …
„Wer ist’s, der da begraben wird?“
„Der König!“
Nein, nicht nur der König – ein ganzes Zeitalter mit ihm, ein Zeitalter voll geistreicher Herzlosigkeit und anmuthig schlüpfrigen Leichtsinns, voll von gedankenlos vornehmer Selbstsucht und ebenso gedankenlos vornehmer Humanität – ein Zeitalter, in dem die Kräfte eines ganzen Volkes sich dazu verbrauchten, um den Glanz eines Hofstaates zu unterhalten, – in dem der Hofstaat nichts zu thun hatte, als sich zu bemühen, einen einzigen Mann aufzuheitern! – –
Das Mondlicht ist längst verglommen. Dort, in der Richtung von St. Denis, hinter der Abtei schwebt’s um den Horizont blutigroth – die Röthe verbreitet sich über den ganzen Himmel – über die ganze Erde. –
Ossip Schubin: Etiquette. Paetel, Berlin 1887, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Etiquette_Schubin_Ossip.djvu/101&oldid=- (Version vom 31.7.2018)