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Seite:De Drei Sommer in Tirol (Steub) 554.jpg

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Orden geziert, die sie im Krieg erbeutet haben und zur größern Auszeichnung anhängen. Die Befehlshaber der Fügener hatten große winkende Büsche auf den Hüten und bedenkliche Degen an der Seite, welche aussahen als seyen sie ehemals in fremden Diensten gestanden. Der Hauptmann ging an der Fronte auf und ab, und war sehr besorgt, daß alles ordentlich ablaufe. Wir standen gegenüber und schauten seinem Walten mit Theilnahme zu. Endlich kurz vor der Ankunft der Prinzen rief er: Wenn ich Vivat schreie, so schreit es a! Nachdem in dieser Art die kommende Begeisterung geregelt war, rollten die jungen Erzherzoge heran, stiegen aus, wurden von den Beamten empfangen, und gingen sammt ihren Hofherren an der Linie hinab. Die Schützen präsentirten und als der Hauptmann Vivat schrie, schrien sie ohne Zögern alle nach. Darnach zogen sie hinter drein und unermeßliches Volk mit ihnen. Vor dem Landgerichte sangen die Rainer und Alles, was in Fügen die Kunst des Gesanges treibt, ein prächtiges Alpenlied und darauf fuhren die Prinzen davon.

Von Fügen aufwärts, eine gute Stunde zu gehen, liegt das Dorf Ried. Hier ist im vorigen Jahrhundert Peter Prosch geboren worden, ein Bauernsohn, der von Jugend auf im Auslande herumzog, keine großen, aber viele lächerliche Begebenheiten erlebte und sie später beschrieben und herausgegeben hat. Ich wendete einmal viele Mühe daran, das Buch zu erfragen. Eine Frau, die ich auf dem Eisenhammer bei Uderns kennen lernte, wußte mir zum erstenmale etwas davon zu sagen. Sie hatte es gelesen und nach eigenem Geständnisse mehr Vergnügen darin gefunden als an der schönsten italienischen Oper und dem wohlklingendsten Concerte. Sie wies mich an die Töchter des Peter Prosch, zwei alte Weiber von denen ich die eine in Uderns fand – die andre war auf dem Felde – jedoch ohne das Buch erhalten zu können; sie hatte es einer guten Freundin in Hall geliehen. In Ried erfragte ich abermals ein Haus, aber da hatte es der Rothgärber in Fügen zu lesen. Nach Fügen wollte ich nun nicht mehr zurück und so tröstete ich mich mit der Hoffnung, daß es mir ein guter Stern vielleicht noch anderswo

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 546. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_554.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)