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Seite:De Drei Sommer in Tirol (Steub) 354.jpg

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Familie aus Wälschland heraus in seine deutsche Villa. Diese bewahrt noch ein schöngetäfeltes Prunkzimmer aus den Zeiten der Planta von Wildenberg; das übrige hat der jetzige Eigner neu und schmuckvoll hergestellt, so daß es ein reizender Sommeraufenthalt geworden. Um den Hof geht nunmehr eine hohe Mauer mit zackigen Zinnen, damit der Ansitz wieder burgmäßig auf Meran herabschaue. Gegen Aufgang von diesem Landhause liegt in einem heimlichen Thälchen, in einer grünen Wiese, die von Weinbergen umgeben ist, die kleine Kirche St. Valentin. Der Heilige dieses Namens war ein Apostel der Rhätier, der auch zu Passau gepredigt haben soll. Er starb 470 zu Mais und wurde hier begraben. Auch Corbinian fand da seine Ruhestätte. Herzog Tassilo von Bayern beschloß 769 auf dem Tage zu Bozen die Uebertragung der Gebeine St. Valentins nach Passau. Bischof Aribo führte dann auch die des heiligen Corbinian nach Freising. Diesen beiden Heiligen verdankt man, daß in jenen Jahrhunderten ein hellerer Lichtstrahl auf die Gegend von Mais fällt. Aribo, der das Leben Corbinians schrieb und sein dritter Nachfolger wurde, war selbst ein Bürgerssohn aus dem Castrum Majense, und so weiß man denn nicht allein von verschiedenen Reisen der Heidenbekehrer, von Kriegszügen der Bojoaren und Longobarden, von Niederlassungen, Predigten, Sterbfällen, Leichenbegängnissen, sondern auch ein für heutige Localblätter prächtiges Unglück, nämlich daß Aribo, als Knabe, im achten Jahrhundert von der Stadtmauer hoch herab in die Passer gestürzt, aber gleichwohl unversehrt davongekommen ist.


Passeyer und Ulten.


Wenige Fremde gehen von Meran, ohne einen Ausflug nach Passeyer gemacht zu haben, zur Heimath Andreas Hofers, des Sandwirths und Obercommandanten von Tirol. Sie ist

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol. München 1846, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_354.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)