unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau | |
|
schuldig bin.“ Auch Tante Tsaou that ein Gleiches und mahnte den jungen Mann an seine Pflicht. „Diese verstohlenen Stelldicheins,“ sagte sie, „die Ihr jetzt geniesset, können nicht in dem nämlichen Lichte betrachtet werden, wie eine gesetzmässige Ehe, welche Euer Schicksal auf ewig vereinigen würde. Das Beste für Euch, junger Mann, wäre, Ihr ginget sobald als möglich in Eure Heimath, und wenn Ihr die nöthigen Zeichen der Achtung Euern Eltern gezollt habt, so berathet mit ihnen und kommt dann mit einem Mal Euren ehelichen Pflichten nach. So werdet Ihr mit sorgender Eile Euren Schwur lösen und Euch dadurch von der ängstlichen Sorge des getrennten Zustandes Eurer Liebe befreien.“
Da Tingchangs Herz noch unentschlossen war, so ersuchte Keaou Lẅan ihre Tante, jeden Umstand, welcher mit des jungen Tingchangs Wunsch, in die Heimath zurückzukehren, zusammenhing, wohl zu merken und ihn ganz bündig ihrem Vater mitzutheilen. Denselben Tag fiel wieder das Twanchangfest, und der alte Herr Wang hatte ein kleines Abschiedsmahl zu Ehren seines Neffen veranstaltet und ihn ausserdem mit einer ansehnlichen Summe versehen, um seine Reise bestreiten zu können. Unter diesen Umständen erlaubte Tingchangs Gefühl für Anstand, nicht länger zu zögern oder fernere Entschuldigungen zu suchen. Er konnte nichts Anderes thun, als sein Gepäck in Ordnung bringen und seine Lenden zur Reise gürten. – In der Nacht hielt Lẅan Wein in dem duftigen Zimmer bereit und sandte eine Einladung an Tingchang. Sie wiederholten alle ihre früheren Schwüre und feierten aufs neu ihren Hochzeitstag. Tante Tsaou
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/047&oldid=- (Version vom 31.7.2018)