Meine Liebe. Da es mir wünschenswert erscheint, Ihnen die letzten Wochen vor der Entbindung jede Erregung fernzuhalten, will ich Ihnen zunächst nicht nach Froberg folgen, sondern erst in dringenden Geschäften nach Paris gehen. Habe ich bisher vergebens versucht, unser Vermögen zu vergrößern, so muß ich es jetzt erhalten, – schon um des Erben willen, den ich mir gewählt habe.
Ich werde zugleich mit Herrn Dr. Douzet Rücksprache nehmen und ihn veranlassen, zur rechten Zeit in Froberg zu sein.
Meine Liebe. Ich fürchte, die alarmierenden Nachrichten in den Journalen könnten Sie erschrecken, darum beeile ich mich, ihnen zuvorzukommen. Man spricht in Paris laut und leise von einem märchenhaften Schmuck, den der Kardinal im Auftrag der Königin für sie erwarb, und den sie zu bezahlen offenbar – vergessen hat. Gestern war ich zum Souper in Trianon geladen. Als ich das Schloß betrat, hörte ich lautes Lachen und Schwatzen fast wie auf einer Bauernkirmeß. Erstaunt stand ich still, da öffneten sich die Türen
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/380&oldid=- (Version vom 31.7.2018)