– einer offenbaren Dienstbotenaffaire, wie ich Ihnen schon versicherte, – nötigt mich zu diesen Zeilen. Die Parkwächter sind bereits aufs strengste instruiert, nächtlichen Spuck der Art nicht mehr zuzulassen. Um alle Ihre Befürchtungen zu zerstreuen, möchte ich Ihnen noch versichern, was ich gestern, – empört über die Verdächtigung unserer teuren Königin, – zu sagen vergaß: ich befand mich in derselben Nacht in Paris bei der Guimard; sie und alle ihre Gäste würden meine Anwesenheit bezeugen. Und Ihre Majestät hatte sich, wie mir die Prinzessin Lamballe erzählte, wegen starker Kopfschmerzen bereits um neun Uhr zur Ruhe begeben.
Die Pariser sehen überall Gespenster, seit Cagliostro Geister erscheinen läßt.
Daß Sie hartnäckig dabeibleiben, nicht nach Gennevilliers fahren zu wollen, bedaure ich nicht nur um meinetwillen. Sie warnten mich; darf ich Ihnen meine Dankbarkeit für Ihre gute Absicht auch durch eine Warnung beweisen?
Es ist oft sehr unklug, krank zu sein!
Wenn ich hoffe, Ihnen bei dem versprochenen Bericht über den großen Tag sagen zu können, daß man Sie – und den Prinzen! – nicht zu sehr vermißte, so müssen Sie fühlen, daß ich nicht aus Unhöflichkeit, sondern aus Freundschaft diese Hoffnung hege.
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/355&oldid=- (Version vom 31.7.2018)