noch etwas zu sagen. Er ist das, was ich von einem Manne, der Klugheit, aber keine Größe besitzt, erwartete: eine geschickte Verschleierung der Tatsachen, ein Ablenken des Unwillens über eine allgemeine Mißwirtschaft auf die Häupter von wenigen Mitschuldigen. Das Volk, oder vielmehr diejenigen Kreise, die sich heute als Volk zu bezeichnen lieben, – Advokaten, Zeitungsschreiber, Krämer und deklassierte Aristokraten –, jubelt, die Parlamentsräte, die Intendanten und Generalpächter, denen Necker einige Wahrheiten sagt, sind empört. Es wird sich wahrscheinlich wieder einmal zeigen, daß in der Politik nicht die Mehrheit der Menschen, sondern die Macht des Geldes den Ausschlag gibt, um so mehr, als die Königin des Sparens müde ist und Necker zu Fall bringen wird, wenn nicht der Graf Cagliostro sich sehr beeilt, auch ihr die Kunst des Goldmachens zu lehren.
Sie sehen: meine Gedanken kehren trotz allen Sträubens immer wieder zu dem „Meister“ zurück. Niemand konnte ihm skeptischer, ja feindseliger gegenübertreten als ich, vor allem, seit ich sah, wie er den Marquis und den Kardinal zu bloßen Werkzeugen seines Willens gemacht hat, und wie sehr Sie um seinetwegen litten. Trotzdem –, ich bin außerstande, ihn kurzerhand als einen raffinierten Betrüger abzutun. Er hat mir Dinge aus meiner Vergangenheit gesagt, die nur ich wissen
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/285&oldid=- (Version vom 31.7.2018)