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Seite:De Die Liebesbriefe der Marquise (Braun).djvu/243

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unterhielt. Er lachte über meine Niedergeschlagenheit – kein freudiges, sondern ein hartes Lachen. „Was tut's, daß Rousseau ein Schwächling, Voltaire ein Verräter seiner eigenen Lehre war,“ sagte er, „die Ideen der Denker zeugen erst die Männer der Tat.“ Ich glaubte, er spiele auf Necker an, dessen Tätigkeit im Volk eine so laute Anerkennung findet. Er lachte noch einmal. „Necker?!“ rief er höhnend, „ein Mensch, der in seinen Schriften und öffentlichen Reden dem Volke schmeichelt, und im geheimen mit dem König die Waffen des Despotismus schleift!“

Am Abend führte er mich in seinen Klub, wo ich Zeuge leidenschaftlicher Diskussionen war. Junge Leute aus dem Bürgerstande überboten sich in wüstem Geschimpf auf alles Bestehende. Religion, Monarchie, Kunst, Frauen, selbst der sonst so verherrlichte amerikanische Freiheitskrieg, – nichts blieb von ihrem bitteren Spott verschont. Mißmutig wandte ich mich zum Gehen; Gaillard begleitete mich. „Sind das Ihre Männer der Tat?“ frug ich ihn. „Gewiß,“ antwortete er; „um bauen zu können, muß man erst einreißen.“

Vor dem Palais-Royal begegneten wir übrigens dem Marquis, der sich zu spät in seinen weiten Mantel hüllte, um nicht erkannt zu werden. „Er ist ein häufiger Gast in den Hinterzimmern meiner Mutter,“ sagte Herr Gaillard. Mir scheint, teuerste Delphine, daß eine solche Entdeckung


Empfohlene Zitierweise:
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/243&oldid=- (Version vom 31.7.2018)